Die andere Seite der Medaille

Ich kann mich noch sehr gut erinnern, dass meine Mutter und ich am Abend des 9. November vor dem Fernseher saßen und dort etwas ganz Schlimmes passiert sein musste, da meine Mutter schimpfte und weinte. Damals habe ich das natürlich nicht verstanden. 

Aus heutiger Sicht hat meine Mutter damals alles verloren

Aus heutiger Sicht hat meine Mutter damals alles verloren. Sie hat nach ihrem Abitur ein Studium mit einem Durchschnitt von 1,0 abgeschlossen, ist nach Russland und China gereist und hatte einen guten Job im Ministerium für Wirtschaft. Und nun stand sie da, 33 Jahre alt, alleinerziehend, arbeitslos und musste noch einmal von vorne anfangen. Nach der Wende hat sie eine Umschulung zur Steuerfachangestellten gemacht und arbeitet bis heute in einer Steuerberatungsgesellschaft.