Portrait von H Bartolomaeus auf dem Campus Buch

Preis für Forschung

Darmbakterien und ihre Stoffwechselprodukte schützen Organe vor den Folgen von Bluthochdruck – dies fand Hendrik Bartolomaeus in Zusammenarbeit mit vier ECRC-Forschungsgruppen heraus. Dafür erhält der Nachwuchswissenschaftler die Walter-Siegenthaler-Medaille in Silber.

Millionen Menschen sind betroffen: Bluthochdruck ist in Deutschland weit verbreitet. Bleiben die Werte dauerhaft über 140/90 mmHg, kann es im schlimmsten Fall zu Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen. Forscherinnen und Forscher am Experimental and Clinical Research Center (ECRC), einer gemeinsamen Einrichtung des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin in der Helmholtz-Gemeinschaft (MDC) und der Charité – Universitätsmedizin Berlin, untersuchen, wie Bluthochdruck Gefäße und Organe schädigt – und wie die Medizin dies verhindern kann.

Auf der Preisverleihung der "Walter-Siegenthaler-Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin" wurde Bartolomaeus für seine Arbeit ausgezeichnet.

Eine besondere Rolle dabei spielt die Verdauung. Wenn Darmbakterien Ballaststoffe zersetzen, entstehen kurzkettige Fettsäuren. Dr. Hendrik Bartolomaeus stellte fest, dass eine bestimmte Fettsäure blutdrucksenkend wirkt und Organschäden reduziert. Am ECRC verabreichte ein Team das Stoffwechselprodukt Propionsäure an Mäuse mit Herz- und Gefäßschäden. Die Forscher*innen fanden heraus, dass diese Mäuse weniger Entzündungen des Herz-Kreislaufsystems erlitten und bessere Blutdruckwerte hatten. Für diesen Effekt sind anti-entzündliche T-Helferzellen verantwortlich, erklärt Bartolomaeus. Werden diese Immunzellen in den Mäusen ausgeschaltet, ginge auch der schützende Effekt der Fettsäure verloren.

Die Preisverleihung wurde auf 2021 verschoben

Vielleicht könnten kurzkettige Fettsäuren wie Propionsäure auch bei Bluthochdruck von Menschen eine Rolle spielen.
 Hendrik Bartolomaeus
Dr. Hendrik Bartolomaeus Postdoktorand in der AG Wilck

Für seine Arbeit, die 2018 im Fachjournal „Circulation“ veröffentlicht wurde, erhält Bartolomaeus nun die Walter-Siegenthaler-Medaille 2020. Der Wissenschaftspreis für Nachwuchsforschende zeichnet Erstautoren und ihre grundlegenden wissenschaftlichen Arbeiten über aktuelle Themen der Inneren Medizin aus. Neben einer Silbermedaille ist er mit 5000 Euro dotiert; die „Walter-Siegenthaler-Gesellschaft für Fortschritte in der Inneren Medizin“ vergibt ihn üblicherweise alle zwei Jahre. Die Preisverleihung im letzten Jahr wurde wegen der Coronavirus-Pandemie auf den 13. November 2021 verschoben.

Bartolomaeus nimmt die Medaille für den 1. Platz persönlich auf einem Symposium in Köln entgegen. Er hofft: „Vielleicht könnten kurzkettige Fettsäuren wie Propionsäure auch bei Bluthochdruck von Menschen eine Rolle spielen.“  Eine gezielte Ernährung könnte dann bei einer Therapie von Patient*innen mit Bluthochdruck die Darmbakterien und ihre Stoffwechselprodukte beeinflussen. Bartolomaeus ist Erstautor der Veröffentlichung und arbeitete mit den Arbeitsgruppen von Dr. Sofia Forslund, Dr. Nicola Wilck und von den Professoren Dominik Müller, Ralf Dechend, Jens Fielitz und Maik Gollasch zusammen.

Text: Christina Anders

Weiterführende Informationen

Wie Ballaststoffe und Darmbakterien das Herz schützen (Pressemitteilung)

Wissenschaftspreise der Walter-Siegenthaler-Gesellschaft

 

Literatur

Hendrik Bartolomaeus et al. (2018): „The Short-Chain Fatty Acid Propionate Protects from Hypertensive Cardiovascular Damage.“ Circulation. doi:10.1161/CIRCULATIONAHA.118.036652