Gamze Güney vor den Forschungsgebäude, in dem sie arbeitet.

Deutsch-israelischer Austausch für iNAMES-Nachwuchs

Als Doktorandin der internationalen Research School iNAMES forscht Gamze Güney am Max Delbrück Center zu Temperaturwahrnehmung. Für „Wir am MDC“ erzählt die Neurowissenschaftlerin vom ersten iNAMES-Symposium am MDC-BIMSB und ihrem Aufenthalt am Weizmann-Institut in Israel.
Unsere Doktorandinnen und Doktoranden profitieren von einem internationalen Netzwerk mit exzellenten Forschenden. Sie haben gleich mehrere Mentorinnen und Mentoren für ihre Doktorarbeit – sowohl in Berlin als auch in Rehovot.
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Dr. Sanja Drakulic PhD Koordinator am Max Delbrück Center

Als Gamze Güney eine neue Forschungsmethode für ihre Doktorarbeit am Max Delbrück Center nutzen will, reiste sie im August 2022 nach Rehovot in Isreal, um fünf Wochen in der Arbeitsgruppe von Professor Ofer Yizhar am Weizmann-Institut (WIS) zu arbeiten. Yizhar ist Experte für Optogenetik, eine biologische Methode, mit der man Zellen mit Licht kontrollieren kann. Die gebürtige Türkin erforscht in der Arbeitsgruppe von Professor James Poulet an Mäusen, wie das Gehirn Temperaturunterschiede auf der Haut verarbeitet und anschließend wahrnehmen kann. In Kombination mit Verhaltensexperimenten kann die Neurowissenschaftlerin nun mit der Zwei-Photonen-Optogenetik einzelne Neuronen unter dem Mikroskop untersuchen und deren Rolle in der Temperaturwahrnehmung besser verstehen. Die Temperaturen sind weder zu kalt noch zu heiß und somit nicht schmerzhaft für die Tiere.

Interdisziplinäre Projekte mit Israel

Güney war vor zwei Jahren eine der ersten Doktorand*innen in der iNAMES – MDC-Weizmann Helmholtz International Research School (HIRS) for Imaging and Data Science from the NAno to the MESo“, die das Max Delbrück Center, die Charité – Universitätsmedizin Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin und das WIS gemeinsam gegründet hatten. Seit 2020 kommen immer mehr PhD-Studierende dazu, jede*r von ihnen arbeitet in einem Labor der Berliner Institute, das interdisziplinär mit dem WIS an Projekten forscht.

Aktuell hat die iNAMES Research School elf Doktorand*innen aus ganz unterschiedlichen Fachrichtungen für sich gewonnen: Neun von ihnen arbeiten in sechs Laboren am Max Delbrück Center, zwei weitere an der Charité.  Für das Jahr 2023 hält iNAMES Plätze für bis zu acht weitere Kandidat*innen bereit. Die Koordinatorin Dr. Sanja Drakulic sagt: „Unsere PhDs profitieren von einem internationalen Netzwerk mit exzellenten Forschenden. Sie haben gleich mehrere Mentorinnen und Mentoren für ihre Doktorarbeit – sowohl in Berlin als auch in Rehovot.“

Das erste iNAMES-Symposium

Auch in Berlin machte Güney die Erfahrung, wie wichtig es ist, sich zu vernetzen und über das eigene Projekt mit Kolleg*innen aus teilweise ganz anderen Fachbereichen zu sprechen. Auf dem iNAMES-Symposium im November 2022 am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Centers (MDC-BIMSB) stellten alle iNAMES-Doktorand*innen in einem siebenminütigen Vortrag ein Forschungsproblem aus ihrer Doktorarbeit mithilfe selbst gezeichneter Bilder dar. Diese „Chalk Talks“ sollen gleichzeitig informativ und unterhaltsam sein. Im Publikum saßen nicht nur Neurowissenschaftler, sondern auch Immunologen, Krebsforscherinnen und Biophysikerinnen. Ihr Vortrag habe Güney sehr geholfen, ihre Forschung besser zu erklären: „Ich bin oft zu technisch. Außenstehende verstehen dann nicht, worum es mir geht“, sagt sie.

Das zweitägige iNAMES-Symposium fand in diesem Jahr zum ersten Mal statt. Güney und die anderen Doktorand*innen haben geholfen, die Veranstaltung vorzubereiten und umzusetzen. Und nicht nur sie standen auf der Bühne: 22 renommierte Sprecher*innen aus den teilnehmenden Partnerinstitutionen gewährten Einblicke in die Fortschritte der biomedizinischen Bildgebung, -analyse und Datenwissenschaften.

Viele Vorteile für die Studierenden

Es ist schön, Teil einer Gruppe zu sein.
Gamze Güney vor den Forschungsgebäude, in dem sie arbeitet.
Gamze Güney iNAMES Doktorandin

Das iNAMES-Programm bietet den Studierenden eine volle Finanzierung ihrer Doktorarbeit. Zusätzlich zu ihrem Gehalt erhalten sie finanzielle Unterstützung für Schulungen, Konferenzen und Reisen zu israelischen Partnerlaboren. Die PhD-Koordinatorin am Max Delbrück Center fragt regelmäßig nach, wo die Doktorand*innen Unterstützung brauchen – und richtet sich nach ihren Wünschen, wenn es darum geht, Weiterbildungen zu organisieren. Im Laufe des Jahres können sie beispielsweise Statistik- und Programmierkurse belegen oder auch Veranstaltungen zu Forschungsintegrität, Stressbewältigung, interkultureller Kommunikation, Geschlechtergerechtigkeit oder Kommunikationsworkshops besuchen. Auch spezielle Seminare, Vortragsreihen, Sommerschulen und ein PhD-Retreat stehen auf dem Programm.

Die Nachwuchsforschenden treffen sich einmal im Monat und besprechen individuelle Pläne, helfen sich gegenseitig bei den großen und kleinen Fragen, die wohl jede*n Doktorand*in früher oder später einholen: Wie geht es mit der These voran? Wie motiviere ich mich weiterzumachen? Welche Probleme können wir wie lösen? „Es ist schön, Teil einer Gruppe zu sein“, sagt Güney, die vor sieben Jahren zum Studieren nach Deutschland kam. Denn anders als im Bachelor- oder Masterstudium seien viele Doktorand*innen nicht automatisch Teil einer Gemeinschaft. Das ist bei iNAMES definitiv anders.

Text: Christina Anders

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PhD am Max Delbrück Center

AG Yizhar am WIS